Die folgenden Angaben sind aus dem 1983 von Georg Schwarz veröffentlichten Büchlein „Bedeutende Persönlichkeiten des Thurnauer Landes“ entnommen.
Friedrich Taubmann, Professor der Poetik und „Kurzweiliger Rat“
Geboren 1565 in Wonsees, gestorben 1613 in Wittenberg
1601 wird Taubmann Professor der lateinischen Poesie in Wittenberg. Taubmanns Ruf gründet sich neben seiner Gelehrsamkeit auch auf seine witzige Schlagfertigkeit. Wiederholt war er Gast des Kurfürsten von Sachsen, wo er im Essen, Trinken und in witzigen Reden seinen Mann stand.
Johann Georg Christian Keyßler, Altertumsforscher und Schriftsteller
Geboren 1693 in Thurnau, gestorben 1743 auf Gut Stintenburg (heute Zarrentin am Schaalsee)
Keyßler begibt sich auf Studienreisen durch Deutschland, Holland, Frankreich und England wo er bedeutende Wissenschaftler kennenlernt und das Altertum studiert. In London wird er in die „Königliche Großbritannische Societät der Wissenschaften“ aufgenommen. Weitere Bildungsreisen führen ihn in die Schweiz, nach Italien, Österreich, Ungarn und Dänemark. Die Ergebnisse seiner Studien und Reisen fasste Keyßler in zahlreichen Werken zusammen, die ihn zu einem der berühmtesten Reiseschriftsteller des 18. Jahrhunderts machten. Darunter die „Neuesten Reisen in Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen“, eine Sammlung von Briefen und Berichten, in der Sammlungen und Bibliotheken, fürstliche Kuriositäten- und Naturalienkabinette beschrieben werden.
Georg Friedrich Donauer, Aufklärer und Humanist, Erfinder der Fingersprache für Taubstumme
Geboren 1738 in Thurnau, gestorben 1804 in Coburg.
Donauer machte auf sich aufmerksam, in dem er sich gegen die Todesstrafe bei Abtreibungen aussprach und für Jugendliche Aufklärungsunterricht forderte. Bekannt wurde er vor allem durch seine 1796 erschienene Veröffentlichung der Fingersprache für Taubstumme.
Jean Paul Friedrich Richter, Oberfrankens größter Dichter und seine Beziehungen zu Thurnau
Geboren 1763 in Wunsiedel, gestorben 1825 in Bayreuth.
Jean Paul war wiederholt Gast im herrschaftlichen Schloss zu Thurnau. In der Lindenallee im Thurnauer Schlosspark, die zu Jean Pauls Zeiten schon über 200 Jahre alt war, wandelte der Dichter mit Angehörigen des gräflichen Hauses. Sie soll ihm zu dem Ausspruch veranlasst haben „In dir, du hehrster Laubdom Deutschlands, hätte Fichte seine Reden an das deutsche Volk halten sollen“.
Professor Georg August Goldfuß, Altmeister der Paläontologie
Geboren 1782 in Thurnau, gestorben 1848 in Poppelsdorf bei Bonn
Goldfuß erlangt bleibende wissenschaftliche Bedeutung durch seine Schriften über lebende und ausgestorbene Tiere, über Pflanzen und Gesteine, über Geographie und Bergbaukunde sowie über Mineralogie. Durch seine Höhlenforschungen wurde er Mitbegründer der Höhlenpaläongologie. 1826 veröffentlicht er den ersten Teil seines Werkes „Petrofacta Germaniae“, ein grundlegendes Werk zu den Versteinerungen Deutschlands.
Professor Heinrich Wilhelm Riehl, Kulturhistoriker, Soziologe und Begründer der deutschen Volkskunde
Geboren 1823 in Bieberich, gestorben 1897 in München.
Riehl ist gut mit dem Thurnauer Standesherrn Franz Friedrich Carl Graf von Giech bekannt, steht mit ihm in regem Gedankenaustausch und wird von ihm gefördert. Damit der Soziologe Riehl, der in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts mit Ränzel und Wanderstab das Bayreuther Land durchquert hatte, in Ruhe eine „soziale Ethnographie“ schreiben konnte, lud ihn Graf Giech nach Thurnau ein und stellte ihm sein Schloß als „literatirsches Refugium“ zur Verfügung. Die Abfassung seines wissenschaftlichen Hauptwerks „Die Naturgeschichte des deutschen Volkes“ beginnt er in Thurnau.
Professor Johannes Ranke, Begründer der neueren deutschen Anthropologie
Geboren 1836 in Thurnau, gestorben 1916 in München
1886 übernimmt er den neu geschaffenen Lehrstuhl der Anthropologie in München und wird Direktor der von ihm ins Leben gerufenen anthropologischen prähistorischen Staatssammlung. Seine Forschungsergebnisse führen zur Gründung der „Deutschan Anthropologischen Gesellschaft“, deren Generalsekretär er wird. 1886 erscheint sein bedeutendstes Werk „Der Mensch“.
Geheimrat Dr. Carl von Linde, bahnbrechender Forscher auf dem Gebiet der Kältetechnik
Geboren 1842 in Berndorf, gestorben 1934 in München
1868 wird von Linde Lehrstuhlinhaber an der Polytechnischen Schule – der späteren Technischen Hochschule – in München, wo er sich der Konstruktion von wirtschaftlich arbeitenden Kompressions-Kältemaschinen widmet und dabei einen Weg zur Herstellung künstlicher Kälte findet. Insbesondere Brauereien sind interessiert an seinen Forschungen, die erste Kompressionskältemaschine baut von Linde für den Münchener Brauereibesitzer Gabriel Sedlmayr. 1879 gründet von Linde in Wiesbaden die „Gesellschaft für Lindes Eismaschinen“. 1896 wird er in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, 1897 wird ihm das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone verliehen, womit er in den Adelsstand erhoben wird.
Professor Christian Bartholomae, Sprachwissenschaftler und Mitbegründer der Iranistik
Geboren 1855 in Forst, gestorben 1925 auf Langeoog
1879 habilitiert Bartholomae über den Gatha-Dialekt, 1883 erscheint sein Handbuch der altiranischen Dialekte. Wissenschaftliches Hauptwerk wurde das 1904 herausgegebene Altiranische Wörterbuch, bis heute Standardwerk der Altiranistik. Bartholomae lehrte an den Universitäten in Gießen und Heidelberg.
Professor Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen, Archäologe und Erforscher der dorischen Stadt Thera auf Santorin
Geboren 1864 in Berlin, gestorben 1947 in Thurnau
Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen wird 1900 zum Professor ernannt und übernimmt die Leitung der Stelle für griechische Epigraphik an der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1896 beginnt er mit archäologischen Ausgrabungen der antiken Stadt Thera auf Santorin, die er bis 1902 fortführt und in einem vierbändigen Werk publiziert. Er gründet das Museum in Phira.
Günther Stüdemann, Maler und Keramiker
Geboren 1890 in Berlin, gestorben 1981 in Thurnau.
Günther Stüdemann, Erneuerer des Töpferhandwerks und Gründer des Töpfermuseums Thurnau, arbeitet in Italien, Spanien und Deutschland als Kunstmaler und Keramiker. Seine Arbeiten sind wegweisend und sind heute in Museen in Faenza, München, Nürnberg, Berlin, Hamburg, Leipzig, Coburg, Kulmbach und Thurnau ausgestellt.
Professor Wilhelm Kempff, Pianist und Professor der Musik
Geboren 1895 in Jüterbog, gestorben 1991 in Positano.
Von 1944 bis 1955 lebt Kempff mit seiner Familie im Maximiliansbau von Schloss Thurnau. Verwandt mit den Schlossbesitzern Hiller von Gaertringen findet er hier Zuflucht im zweiten Weltkrieg. Im Peuntgarten im nördlichen Ortsgebiet von Thurnau ließ sich Kempff einen Musikpavillon errichten. Hier entstanden die „Griechischen Gesänge des Euripides“, die „Lieder nach Texten von Goethe und C. F. Meyer“, die „Legende für Klavier und Orchester“, die „Sonate g-moll“ sowie die sieben Klavierstücke op. 48, betitelt „Fränkisches Bilderbuch“.