Schlosspark
Historischer Abriss
Der Schlosspark entstand ab 1588. Graf Hans Georg von Giech (1521-1613) ließ im ehemaligen Steinbruch am Spielanger einen Steingarten anlegen. Das „hintere“ Stück wurde zu einem Küchengarten, das „vordere“ zur „Gräserey“ gebraucht.
1616 erfolgte der Ankauf des östlich vom Steingarten befindlichen, höher gelegenen „Koppengartens“, benannt nach dem Jäger Kopp, der hier einen „Naturgarten“ angelegt hatte.
In den Jahren von 1698 bis 1703 wurde die Mailbahn durch den Steingarten bis zum Küchengarten durch Carl Gottfried von Giech angelegt. Links und rechts der Bahn wurde der Garten weiterhin als Nutzfläche für das Vieh und als Anbaufläche für Apfel-, Zwetschgen- und Weichselbäume genutzt.
Die Lindenallee wurde 1706 mit 107 Linden als seitliche Abgrenzung für das Maille-Spiel durch den gräflichen Haiducken (Gerichtsdiener) und Tafeldecker Schmalz, veranlasst durch Carl Gottfried Graf von Giech (1670-1729), angelegt. Die Lindenallee hatte eine Länge von 240 Schritten und eine Breite von 7 Schritten. Die Linden wurden nicht in gleichmäßigen Abständen, sondern dem Lauf der damals vorhandenen Wasseradern entsprechend gepflanzt.
Nach 1706 erfolgte der Bau einer Vogelhütte im Koppengarten, eines Gärtnerhauses (Vorgängerbau des späteren Teehauses) im Steingarten, eines Lusthauses am Eingang der Mailbahn und einer Grotte im Steingarten, allesamt heute nicht mehr lokalisierbar.
1744 bis 1747 wurde der Park durch Carl Maximilian von Giech (1695-1748) im Stil des Barocks mit gestutzten Hecken, einer Orangerie, einem Lusthaus, einer Eremitage und einer künstlichen Insel (wohl im Weiher), inspiriert durch den Besuch der Gartenanlagen in Sanspareil und Seehof, ausgestattet.
Die Trockenlegung des sumpfigen Geländes westlich des Schlossparks erfolgte in den Jahren von 1755 bis 1761 unter Leitung des Hofgärtners Müller, veranlasst durch Christian Friedrich Carl von Giech (1729-1797).
1755/56 wurde Bildhauer Georg Caspar Clemm mit der Fertigung von Figurenschmuck beauftragt. 22 Statuen fanden auf den Steinterrassen Platz. Ein Treibhaus, eine Orangerie, ein Labyrinth und ein Bassin mit Pumpwerk wurden errichtet.
Der Garten wird 1793 durch Ludwick Tieck und Wihlem Heinrich Wackenroder, Begründer der deutschen Romantik, besucht. Tieck: „In Thurnau hielten wir; denn dort ist ein gräflicher Garten, den man besehen darf. Er hat einige sehr angenehme Gänge, sehr viel Besonderes ist nicht daran.“ Wackenroder: „Wir kamen durch das Gebiet des Grafen Giech, in dessen Hauptstadt Thurnau wir etwas ausstiegen, um den Hofgarten zu besehen. Er hatte eine sehr große schattige Allee, Hecken, Gebüsche, französische Anlagen und Küchenpartien.“
Anfang des 19. Jahrhunderts besucht der Schriftsteller Jean Paul den Garten. „In dir, du hehrster Laubdom Deutschlands, hätte Fichte seine Reden an das deutsche Volk halten sollen.
1828 besucht Alexander von Humboldt den Schloßpark.
Der Bau des Teehauses und des davor gelegenen Pleasuregrounds erfolgt in den Jahren 1840 bis 1847 an Stelle des sich hier zuvor befindlichen Gärtnerhauses.
Ende des 19. Jahrhunderts wird der Park wie folgt beschrieben: „sehr gepflegte, helle Kieswege“, einen mit „Teppichbeete(n) und Gruppen von Blattpflanzen verzierten Rasenplatz“, ein „Springbrunnen, [an dessen Rand] Gruppenpflanzungen [von] breitblättrigen Bananan“, eine „Weißdornhecke“, ein „kleines, mit schönen Nadelhölzern besetztes Rasenrondell“, ein „Laubengang aus Hängeeschen“. Im oberen Parkteil waren eine „Hecke aus strenggezogenen und geradlinig zugeschnittenen Hainbuchenhecken, hinter der sich Gemüse-, Beeren- und Steinobstkulturen verbergen, abgeschlossen durch ein Rondell von Linden“, eine mit „seltenen Laubbäumen bestandene Rasenfläche“ ein „weite[s] Rund eines Kiesplatzes, an dessen Längsseite ein nach Süden gerichtetes, größeres Gewächshaus [stand] und dessen Breitseite ganz aus Glas bestand, durch ein hohes Vordach noch besonders geschützt [war]“. Davor standen in langer Reihe in großen Holzkübeln Zitronen, eine andere Citrusart, Pomeranzen und Feigen“, gegenüber „der große Kaktus […] Agave americana“ umgeben von „Palmlilien“, „Fächermalmen“ und „Phönixarten“, Gruppen anderer blühender Gewächse, z. B. Fuchsien“ und eine „Vielzahl exotischer Gehölze“, darunter „Gleditschia tricanthos“, „Juniperis sabina“ und „Pinus jeffreyi“. „Vom Gewächshaus führt nun mehr ein kurzer Weg […] zum Haupteingang zwischen Pfarrhaus und Kinderschule. Hier, zwischen schützenden Mauern und an hohen Spaliergerüsten, wuchsen […] Aepfel […] Birnen, […] Pfirsiche und Tomaten“ (Aus: Opel, Ferdinand: Altfränkisches Idyll, Kulmbach 1950)
1948 erfolgt der Abriss des Gewächshauses und die Anpflanzung des Bereiches mit Gehölzen (Kirschapfel, Traubenkirsche, Sadebaum, Mandelweide, Eibe, Zwergmispel, Hängekirsche etc.)
Am 6. Juni 1968 wird die Lindenallee und die französische Buchenhecke durch ein Unwetter zerstört. Die Aufräumarbeiten dauern bis April 1969. Seitdem ist der Park für die Öffentlichkeit gesperrt.
1978 wird der Schlossweiher angelegt.
2006/2007 wird das Teehaus notgesichert.
Weitere Infos:
Entwicklungskonzept Schlosspark Thurnau
Mit dem Ziel einer Öffnung des Schlossparks für Besucher wurde das Areal 2021 mit Hilfe des Bayerischen Naturschutzfonds und der Oberfrankenstiftung von der Marktgemeinde Thurnau erworben.
In enger Abstimmung zwischen dem Markt, der Unteren Naturschutzbehörde, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und den Fachplanern wird ein Konzept entwickelt, welches eine Begehung und partielle Wiederherstellung der Parkanlage mit Teehaus, Fontäne, Blumenrabatten und Rasenflächen verfolgt. Das naturschutzfachlich als besonders wertvoll eingestufte nördliche Parkareal ist nach Vorgabe der Unteren Naturschutzbehörde zu schützen und im Bereich des höher gelegenen sogenannten Koppengartens weiter aufzuwerten. Ein Weg entlang der einstigen Lindenallee mit Zugängen am Eishaus und Schwanenweiher wird den Park erschließen.
Die Planungsarbeiten für den Hoch- und Landschaftsbau wurden im Dezember 2023 an das Architekturbüro Eichhorn + Partner Architekten aus Coburg und an Wiegel Landschaftsarchitektur aus Bamberg vergeben.